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Steckby's Geschichte

Aus der älteren Geschichte Steckbys von den Anfängen im 12. Jahrhundert bis zur Reformation

Bereits im 10. Jahrhundert führten die Feldzüge der Sachsenkaiser in die Gebiete östlich der Elbe. Zur Missionierung der slawischen Bevölkerung beschloss Kaisers Otto I. 968 die Gründung eines eigenen bischöflichen Sprengels im Elbe-Havelland gegen die Slawen, unter Einverleibung des Sorbengaus Kiruisti (Zerbst). Nach dem Slawenaufstand von 983 kamen die ostelbischen Gebiete wieder unter slawischer Herrschaft. Zwar zeugt eine Urkunde aus dem Jahr 1003 davon, dass ein Territorium Zerbiste dereinst dem Herrschaftsbereich des Markgrafen Gero zugeordnet war; aber nach 1000 verschwand der deutsche Einfluss beinahe vollständig und schon 1017 wurde Leitzkau als wüst bezeichnet. Erst seit dem Beginn des 12. Jahrhunderts versuchten die deutschen Könige gezielt, ihre Macht auch auf die ostelbischen slawischen Herrschaftsgebiete auszuweiten. Einen wesentlichen Anteil an der Erschließung des Slawenlandes hatten die Magdeburger Erzbischöfe und ihre Konkurrenten, die Markgrafen der Nordmark, unter ihnen Albrecht der Bär. Die Beauftragung eines unfreien Ministerialen mit bedeutenden Grafenrechten markierte eine verfassungsgeschichtlich deutliche Wendemarke.
So führte der erzbischöfliche Vasall Lothar Udo III., dessen Grafschaft Alsleben, ein Territorium an der unteren Saale um Alsleben, gegenüber dem Zerbster Land lag, im Jahr 1100 einen erfolgreichen Feldzug gegen die ostelbischen Slawen und eroberte Zerbst und Wiesenburg. Erst 1157 okkupierte der Askanier Albrecht der Bär die Burg Brandenburg und legte damit die Grundlage für die Entstehung der Mark Brandenburg. Das Zerbst Land kam folglich als Enklave im magdeburgisch-brandenburgischen Einflussbereich zum Herzogtum Sachsen.
Spätesten um 1161 beherrschen deutsche feudalherrliche Gewalten die Gebiete um Zerbst. Gleichzeitig lassen sich erneute deutsche Kolonisationsbestrebungen im Zerbster Gebiet nachweisen, da einige unmittelbar angrenzende Dörfer dem Besitz der Magdeburger Nicolaikirche zugeordnet wurden. In einer am 20. Juni 1161 vom Brandenburger Bischof Wilmar ausgestellten Urkunde, die sich u. a. mit innerkirchlichen Verwaltungsfragen im Fläming und im Zerbster Land befasst, bestätigte Kaiser Friedrich I. „Barbarossa“ dem Bisthum Brandenburg seine Besitzungen und Zehnten: Preterea confirmamus prememoratea sedis parochiae provincias infra nominatas: Moraciani, Ciervisti, Ploni… Der Umfang des Gaues Ciervisti kann nur vermutet werden. Im Süden bildet ohne Zweifel die Elbe die Grenze, im Nordwesten und Norden der Gau Moraciani (Möckern), im Nordosten und Osten der Gau Ploni (die Planeniederungen um Belzig). Bischof Wilmar von Brandenburg bestätigte dann 1173 dem Kloster Leitzkau dessen Besitzungen, namentlich die Schenkungen seiner Vorgänger und die des Markgrafen Albrecht des Bären, u. a. die drei Dörfer Eichholz, Sielitz und Prödel: duas quoque partes decime de tribus villis Ekholt, Silitz, Predele. Die Urkunde Bischof Balderams von Brandenburg aus dem Jahr 1187 über die Freiheiten, Rechte und Besitzungen des Klosters Leitzkau, lässt auf einen fortgeschrittenen Besiedlungsstand der damals dünn besiedelten slawischen Gaue schließen. In dieser werden auch Zehntteile zu Eichholz, in unmittelbarer Nachbarschaft von Steckby genannt: duas quoque partes decime de iiii villis Cidemic, Ekholt. 1190 bestätigte Papst Clemens III. dem Kloster Leitzkau alle seine Rechte und Besitzungen und nahm es unter seinem Schutz.
Im November 1196 übereigneten Markgraf Otto II. von Brandenburg und dessen Bruder Graf Albrecht ihre sämtlichen transelbinischen Allodialgüter, darunter auch ihr Eigentum in Zerbst, dem Erzstift Magdedeburg als Lehen. Erstmals wird in dieser Urkunde auch Zerbst als Hauptort bzw. Burgwardmittelpunkt des Gaues Ciervisti (in burgwardo Cherewist) mit den Burgen Möckern und Steckby genannt: castrum Mokernic, Sticboy. Fortan wurden ein Teil der Besitzungen in und um Zerbst, u. a. auch Steckby, askanischer Lehnbesitz, den Kaiser Heinrich VI. am 9. Juli 1197 bestätigte: item Sticboie et quandam partem Cherewist. Über die Burg Steckby selbst liegen keinerlei Nachrichten vor. In einer Urkunde Bischof Balduins von Brandenburg aus dem Jahr 1213 über die Gründung eines Hospitales zu Ankun vor Zerbst seitens des Edelen Richard von Zerbst zu Zeiten seines Vorgängers zwischen 1192/93 – 1205, erscheint unter den Zeugen ein Geistlicher des Ortes: sunt: clerici ..., Willehelmus de Stekebu. Nähere Angaben zur Pfarre fehlen. Sie lag zwar im Archidiakonat Leitzkau der Diözese Brandenburg, gehörte aber zum erzbischöflichen Grundbesitz. Kirchliche Abgaben waren an den Erzbischof zu entrichten. Erst im Jahr 1262 taucht der Name Steckby wieder in einer Urkunde auf. Am 12. Juli bestätigte Richard von Zerbst den Verkauf seines Zolls an die Bürger von Zerbst: Stekebi, anno incarnationis Domini mo.cco.lxijo, iijo Idus Julii. Kurz danach, im Jahre 1264 ging die Herrschaft Herren von Zerbst an die Edelherren Burchard und Walter von Barby über. In einem Münzvertrag zwischen dem Erzbischofe Erich von Magdeburg und den Gebrüdern Busso und Walter von Barby vom 20. September 1294 werden unter den Zeugen, die heren Woltheres man Wolter von Sticboye, aufgeführt. In der Bestätigungsurkunde des Rates und Innungsmeister der Stadt Magdeburg vom selben Tag, erscheinen die o. g. Zeugen in etwas abweichender Form als: hern Wolters lude Wolter von Stickbu.
Über die wirtschaftlichen Verhältnisse des Ortes im 13./14. Jahrhundert ist fast nichts bekannt. Lediglich im Lehnbuch des Grafen Albrecht I. von Anhalt findet sich ein undatierter Eintrag, um das Jahr 1320. Aus diesem geht hervor, dass ein Herr Thile von Zerbst und seine Brüder einen Wispel Roggen aus dem Dorfe zu Stecby einen Petro Muntere und seinen Hausfrauen geliehen haben. Zwei Jahre später, am 29. Juli 1322 verkaufen Agathe, die Aebtissin des Nonnenklosters zu Zerbst, und der dortige Klosterconvent verkaufen dem Zerbster Bürger Walter von Steckby einen Baumgarten außerhalb der Mauern der Stadt: extra muros civitatis Cerwist situm vendidimus Waltero dicto de Sticbi. Im 15. Jahrhundert wird der Ort wiederholt genannt, 1402 Stickby, danach Sticbu, Sticbi, Stigby und Stecbi. 1534 dann Stecby und 1572 Steckbey.
Die Kirche St. Nicolai ist eine typische brandenburgische Feldsteinkirche aus romanischer Zeit. Sie wurde Ende des 12./ Anfang des 13. Jahrhunderts erbaut. Es ist eine fast vollständige im Baukörper stark gegliedert Anlage aus einem Gemeindeschiff mit eingezogenem quadratischen Chor und kleinerer halbrunder Apsis. Der Bau weist im unteren Teil bis zu den Fenstern eine regelmäßige Schichtung der Steine auf. Anstelle des ehemaligen steinernden Turmes, wie im benachbarten Eichholz, sitzt über dem westlichen Giebel des Schiffes ein Fachwerkreiter aus dem 18. Jahrhundert mit gelben Backsteinausfachungen, barocker Haube und laternenförmigem Aufsatz.
Steckby wird wie das benachbarte Eichholz von Niederländischen Kolonisten gegründet worden sein, was
auf die Herkunft des Ortsnamens schließen lässt. In Betracht kommen zwei Deutungsvorschläge. Die Überlieferung lässt eine Zusammensetzung des Wortes aus dem niederländischen Stick >Pfahl< und bui >Bau< = Pfahlbau bzw. aus dem niederdeutschen Steck oder mittelhochdeutschen Stecke >Acker/Feld< und bu >Bau<
= Ackerbau oder Ackerland erkennen. Weniger wahrscheinlich ist die erste Bezeichnung, da der Ort auf
dem Hochufer am Rande der Elbeniederung liegt. Annehmbar wäre die zweite Bezeichnung als Ackerland, welche auf ein Kolonistendorf oder Ausbausiedlung zurückgeht und im Zuge der Landnahme zu Beginn der
13. Jahrhunderts in der urkundlichen Überlieferung, insbesondere von 1213 >Stekebu< vorliegt.

Quellen:
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Beck, L. F.: Herrschaft und Territorium der Herzöge von Sachsen-Wittenberg (1212-1422), Potsdam 2000
Eichler, E.: Slawische Ortsnamen zwischen Saale und Neiße. 4 Bde. Bautzen: Domowina-Verlag, 1985-2009
Grimm, P.: Die vor- und frühgeschichtlichen Burgwälle der Bezirke Halle und Magdeburg, Berlin 1958
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Partenheimer, L.: Albrecht der Bär. Gründer der Mark Brandenburg und des Fürstentums Anhalt. Durchgesehene und um ein Ortsregister ergänzte Auflage, Böhlau, Köln u. a. 2003
Partenheimer, L.: Die Entstehung der Mark Brandenburg. Mit einem lateinisch-deutschen Quellenanhang. 1. und 2. Auflage, Böhlau Verlag, Köln/Weimar/Wien 2007.
Riedel, A. F. (Hrsg.): Codex diplomaticus Brandenburgensis (CDB), Berlin 1809-1872; kurz: CDB
Schmidt, E.: Die Mark Brandenburg unter den Askaniern (1134-1320), Köln 1973
Siebert, R. (Hrsg.): Lehnbuch Graf Albrechts I. von Anhalt und seiner Nachfolger 1307-1479 in: Mitteilungen des Vereins für anhaltische Geschichte und Altertumskunde, Band 9, S. 49-93
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Wütschke, J.: Mitteldeutsche Ortsnamen mit besonderer Berücksichtigung des Zerbster Raumes, Anhaltische Geschichtsbl. II, Zerbst 1960

Sehenswürdigkeiten


* Schauschmiede, eine von der Gemeinde Steutz betriebene Schau-Schmiedewerkstatt
* Nicolaikirche aus dem 13. Jahrhundert, erste Radfahrerkirche in Anhalt